Bedürfnisse von Kindern und wie du Bedürfnis von Wunsch unterscheidest
„Für eine gesunde Entwicklung brauchen Kinder mehr als nur Nahrung und ein Dach über dem Kopf. Der Wunsch nach Nähe zu vertrauten Personen und das Bedürfnis nach Sicherheit und Schutz gehören ebenso dazu wie der Drang, Neues zu erleben und die Welt zu erkunden.“
Der amerikanische Kinderarzt T. Berry Brazelton und der Kinderpsychiater Stanley Greenspan unterscheiden sieben Grundbedürfnisse, deren Befriedigung Voraussetzung für eine glückliche Entwicklung der Kinder ist.
In diesem Beitrag erfährst du, wie diese Bedürfnisse von Kindern heißen, was Bedürfnisse sind und wie sie sich von einem Wunsch unterscheiden.
| Von Julia Löschl und Daniela Findeisen|
Die Themen in diesem Beitrag
1. Bedürfnis von Kindern nach beständigen und liebevollen Beziehungen
2. Bedürfnis nach körperlicher Unversehrtheit und Sicherheit
3. Bedürfnis nach individuellen Erfahrungen
4. Bedürfnis von Kindern nach entwicklungsgerechten Erfahrungen
5. Bedürfnis nach Grenzen und Strukturen
6. Bedürfnis der Kinder nach stabilen und unterstützenden Gemeinschaften
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Was ist ein Bedürfnis von Kindern?
Elisa möchte im Sommer nun nach einem Eis mit zwei Kugeln noch eine dritte Kugel haben.
Ihre Mama will bedürfnisgerecht handeln – doch drei Kugeln Eis empfindet sie einfach als zu viel. Sie sagt „nein“. Als sie das Gesicht ihrer Tochter sieht, hat sie ein schlechtes Gewissen und fragt sich, ob das nicht falsch war.
Wann wünscht sich dein Kind etwas und wann ist es ein Bedürfnis?
Die Antwort darauf fällt leichter, wenn wir uns mal die Bedeutung der Worte Bedürfnis und Wunsch ansehen:
Ein Bedürfnis kommt immer aus einem Mangelgefühl heraus. Demjenigen fehlt tief im Inneren etwas. Um gut weiter leben zu können, muss dieses Bedürfnis erfüllt werden.
Ein Wunsch ist etwas, mit dem wir uns zwar besser fühlen, es aber nicht zwangsläufig haben müssen.
Häufig wünschen sich Kinder etwas und du hast als Elternteil die Aufgabe zu überprüfen, ob ein echtes Bedürfnis dahintersteckt. Denn Kinder können ihre Bedürfnisse noch nicht so gut benennen. Daher äußern sie meist unbewusst einen Wunsch.
Übrigens fällt es auch vielen Erwachsenen schwer, die eigentlichen Bedürfnisse zu erkennen 😉
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Ein paar Beispiele zur Unterscheidung von Wunsch und Bedürfnissen von Kindern
Roman bittet seinen Papa um ein Glas Apfelsaft.
Wunsch oder Bedürfnis?
Beides: der Wunsch ist der Apfelsaft – das Bedürfnis wäre Durst
Robert 5 Jahre schaut sich sonntags immer gerne die Nachrichten an. Selbst dann, wenn er mit seiner Mama bei den Großeltern ist (und er liebt seine Großeltern), will er immer rechtzeitig zu den Nachrichten zu Hause sein.
Was ist denn hier los? Ein 5-Jähriger, der die Wochennachrichten schauen möchte?
Welches Bedürfnis könnte hinter diesem Wunsch stecken?
Roberts Papa arbeitet viel und hat wenig Zeit für seinen Sohn, doch jeden Sonntag schaut er sich die Nachrichten an. Immer. Robert hat, ohne dass es ihm bewusst ist, begonnen diese Zeit zu nutzen, um Zeit mit seinem Papa zu verbringen. Hinter diesem scheinbar unwichtigen und seltsamen Wunsch von Robert steckt also ein wichtiges Bedürfnis.
Hinter fast jedem Wunsch steckt also meistens auch ein Bedürfnis deines Kindes.
Ein drittes Eis ist der Wunsch. Das Bedürfnis dahinter könnte Hunger oder Durst sein.
Die neueste Spielekonsole ist ein Wunsch. Doch ein Bedürfnis deines Kindes dahinter könnte sein, dass es sie braucht, um dazuzugehören. Das tiefe Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Anerkennung steckt dahinter.
Wie könnte Elisas Mutter nächstes Mal bedürfnisorientiert handeln?
„Elisa, du möchtest wohl noch Eis, weil es so gut schmeckt, das kann ich verstehen. Komm, wir trinken jetzt ein Glas Wasser und wenn wir zu Hause sind (ca. 15–20 Min) und du Hunger hast, mache ich dir etwas Leckeres zu essen.“
„Ich mag, aber Eis“, reklamiert Elisa vielleicht.
„Ich weiß, mein Kind. Auch ich liebe Eis. Lass uns zu Hause ein Rezept für Eis suchen, das wir selbst machen können.“
„OH, JA!!!“, Elisa freut sich.
„Dann lass uns noch schnell unser Glas Wasser austrinken bevor wir gehen.“
Zuhause fragt die Mama dann Elisa ob sie Hunger hat.
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Das sind die 7 Bedürfnisse von Kindern
Die 7 Grundbedürfnisse von Kindern heißen:
- Bedürfnis nach beständigen und liebevollen Beziehungen
- Bedürfnis nach körperlicher Unversehrtheit und Sicherheit
- Bedürfnis nach individuellen Erfahrungen
- Bedürfnis nach entwicklungsgerechten Erfahrungen
- Bedürfnis nach Grenzen und Strukturen
- Bedürfnis nach stabilen und unterstützenden Gemeinschaften
- Bedürfnis nach einer sicheren Zukunft für die Menschheit
1_Das Bedürfnis von Kindern nach beständigen und liebevollen Beziehungen
Für die Entwicklung von Vertrauen und Mitgefühl, brauchen Kinder eine einfühlsame und fürsorgliche Begleitung.
Jedes Kind hat das Bedürfnis nach ein – drei Erwachsenen, zu denen es sich zugehörig fühlt. Ein Kind möchte so angenommen sein, wie es ist.
Liebevolle Zuwendung fördert Warmherzigkeit und Wohlbehagen bei Kindern. Damit Kinder ihre eigenen Gefühle in Worte fassen lernen, ist das Gefühl einer sicheren und einfühlsamen Beziehung zu den Eltern grundlegend. Über eigene Wünsche nachzudenken und eigenständige Beziehungen zu Gleichaltrigen und Erwachsenen aufzunehmen, braucht als Voraussetzung eine bestände und liebevolle Beziehung.
Der Austausch von Gefühlen ist die Grundlage für intellektuelle Fähigkeiten, Kreativität und abstraktes Denken. Auch das moralische Gefühl für richtig und falsch bildet sich aus frühen emotionalen Erfahrungen heraus.
2_Bedürfnis nach körperlicher Unversehrtheit und Sicherheit
Kinder benötigen von Geburt an eine gesunde Ernährung und die richtige Gesundheitsfürsorge. Dazu gehören ausreichend Ruhephasen, aber auch Bewegung, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, z. B. Zahnpflege sowie die fachgerechte Behandlung auftretender Krankheiten.
Gewalt in jeglicher Form ist tabu. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen oder andere entwürdigende Behandlungsmethoden können bei Kindern zu nachhaltigen Schäden sowohl körperlich als auch seelisch führen – besonders dann, wenn es in den ersten Lebensjahren passiert.
3_Kinder haben das Bedürfnis nach individuellen Erfahrungen
Kinder sind einzigartig und wollen aufgrund ihrer ganz eigenen Art geschätzt und akzeptiert werden. Da Kinder nicht nur mit unterschiedlichem Aussehen und anderen körperlichen Unterschieden zur Welt kommen, unterscheiden sie sich auch im Temperament stark – selbst bei Kindern aus derselben Familie.
Manche Kinder sind stärker zu beeindrucken als andere, regen sich schneller auf, sind hochaktiv und finden schlechterer zur Ruhe zurück. Andere dagegen reagieren gelassener und ziehen sicherlich mehr in den Stillstand, die Unruhe um. Kinder wollen in ihren individuellen Gefühlen bestätigt werden. Sie wollen, dass Ihre Talente und Fertigkeiten erkannt, gefordert und gefördert werden.
4_Bedürfnis von Kindern nach entwicklungsgerechten Erfahrungen
Kinder müssen im Laufe ihrer Entwicklung viele Herausforderungen bewältigen. Auf jeder dieser Stufen erwerben sie wichtige Kompetenzen in den Bereichen Intelligenz, Moral, seelischer Gesundheit und geistiger Leistungsfähigkeit.
Sie lernen unter anderem in einer bestimmten Phase Anteil nehmende und einfühlsame Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen, während sie in einem anderen Stadium lernen, soziale Hinweise zu verstehen.
Jede Entwicklungsstufe erfordert altersgerechte Erfahrungen. Kinder meistern diese Aufgaben in unterschiedlichem Tempo. Wenn Erwachsene versuchen, das Kind anzutreiben oder es zu früh in erwachsene Verantwortlichkeiten drängt, kann dies die Entwicklung insgesamt hemmen.
5_Kinder haben das Bedürfnis nach Grenzen und Strukturen
Mit grenzenloser oder „laisse faire" - Erziehung tun wir unseren Kindern keinen Gefallen.
Denn Kinder brauchen sinnvolle Regeln und Grenzen, um sich zu entwickeln. Wohlwollende erzieherische Grenzsetzung fordert die Kinder auf liebevolle Weise heraus und fördert beim Kind die Entwicklung innerer Strukturen. Grenzen müssen auf Zuwendung und Fürsorge, nicht auf Angst und Strafe aufbauen.
Kinder haben den tiefen Wunsch, den Menschen, die es liebt, Freude zu bereiten.
Das gelingt ihm Schritt für Schritt auch durch die Verinnerlichung von Grenzen, die es als notwendig zu akzeptieren lernt.
Schläge oder andere Form der Erniedrigung sind als Form der Grenzsetzung nicht akzeptabel und gesetzlich verboten.
Kinder zu erziehen bedeutet nicht, sie für ihr Fehlverhalten zu bestrafen. Schöner finde ich die Beschreibung von Prof. Gerald Hüther: Es geht darum, die Kinder zu begleiten.
Grenzsetzung ist wichtig für Kinder, da sie unrealistische Erwartungen vermeiden und Frustration, Enttäuschung und Selbstabwertung vorbeugen kann. Liebevolle Grenzsetzung bietet Kindern sowohl Schutz als auch Herausforderungen und ermöglicht es ihnen, gegenüber den Eltern Spielräume und Grenzverschiebungen zu erarbeiten.
Manche Grenzen können dann mit zunehmendem Alter und Können der Kinder erweitert werden – andere nicht.
6_Bedürfnis der Kinder nach stabilen und unterstützenden Gemeinschaften
Kinder und Jugendliche lernen wichtige soziale Fertigkeiten, indem sie Freundschaften schließen und Kontakte zu anderen Gleichaltrigen pflegen. Je älter Kinder werden, umso wichtiger werden Gleichaltrige. Ältere sind als Vorbilder wichtig (welche Vorbilder hat dein Kind um sich?) und jüngere Kinder lösen meist das Bedürfnis aus sich zu um, sie zu kümmern und zu helfen. Der Umgang mit Gleichaltrigen umfasst Aktivitäten wie das Einladen von Freunden zu sich nach Hause, Übernachtungspartys bei Freunden oder die Teilnahme an gemeinsamen Unternehmungen.
Durch diese sozialen Erfahrungen lernen Kinder und Jugendliche, besser auf andere Rücksicht zu nehmen, Kompromisse einzugehen und Verantwortung für sich selbst und ihre Beziehungen zu übernehmen.
7_Das Bedürfnis nach einer sicheren 7 Zukunft für die Menschheit
Das siebte Grundbedürfnis von Kindern ist die Zukunftssicherheit. Die Welt verändert sich immer schneller, wodurch das Wohl jedes einzelnen Kindes immer noch stärker mit dem Wohl aller Kinder dieser Welt zusammenhängt. Die Erwachsenen gestalten die Rahmenbedingungen für die nächste Generation.
Politik, Wirtschaft und Kultur tragen hier bisher nicht eingelöste Verantwortung dafür, ob Kinder und Jugendliche diese Welt als beeinflussbares Ordnungsgefüge oder unheimliches Chaos erleben. Dies hängt von ihrer Persönlichkeit ab – welche die Eltern und alle anderen Erwachsenen mitgestaltet haben.
Genau dieses Bedürfnis ist übrigens ein starker Grund, weshalb Daniela Findeisen Active Resonance ins Leben gerufen hat.
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit von Julia Löschl und Daniela Findeisen.
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Julia Löschl beschäftigt sich mittlerweile seit knapp 15 Jahren damit, was Kinder brauchen, um sich gut zu entwickeln. Kreative Lösungen für den Alltag und zwischen Eltern und Kindern zu dolmetschen ist ihr absolutes Fachgebiet. Wenn auch du dein Kind einfach besser verstehen möchtest oder mehr darüber erfahren möchtest, wie du Wünsche und Bedürfnisse unterscheiden kannst, melde dich bei ihr.